Seminar Renato Dirks 24./25.05.2014

Trailer zum Laufseminar
Laufgruppe Süd OL - Small.mov
QuickTime Video Format 3.4 MB
da geht's lang!
da geht's lang!

Das Motto „da geht’s lang“ ist gut gewählt, denn es impliziert zwei Sachverhalte:
1. Ich will etwas verändern!

2. Ich brauche Wegweisungen dorthin!

 

Nun ist die Zielstellung bei jedem von uns anders, wenn es ums Laufen geht. Viele wollen sich in ihrer Laufzeit verbessern, anderen geht es rein um den gesundheitlichen Aspekt, einer Physiotherapeutin als Gast ging es um beruflichen Erkenntnisgewinn.

Renato Dirks wurde allen Teilnehmerwünschen gerecht, wie sich im Resümee zeigte.

 

Doch zunächst mal, was lief denn da so ab?

Es begann mit der theoretischen Wissensvermittlung über den Körperbau, insbesondere über die Biomechanik des Laufens. Fußaufbau, Knie- und Hüftgelenke sowie die Muskulatur der Beine wurden erläutert. Daraus entwickelte man die Fragestellungen zu unterschiedlichen Füßen und den daraus resultierenden Anforderungen an das Schuhwerk. Resümee: am besten würden wir barfuß laufen. Dass muss aber erst wieder erlernt werden, da unsere Füße ihre Stabilisierungsfunktion „vergessen“ haben.

Die gesamte Körperhaltung, wie sie idealerweise beim Laufen aussehen sollte, wurde vom Kopf bis zum Fuß analysiert. Wenn bis auf wenige Ausnahmen auch Weltklasseläufer nicht den Lehrbuchlaufstil haben, so sollte man doch wissen, welche Faktoren bei einem selbst als Handbremse wirken: Gequältes Gesicht  oder lieber Lächeln, Blickrichtung zum Boden oder in Zielrichtung, Armhaltung, Beckenstellung sowie die Bein- und Fußarbeit und immer mit dem Hintergrund, warum das so und nicht anders etwas bringt. Wer weiß, wo er Schwächen hat, kann bei Beseitigung dieser Leistungssteigerungen erreichen, ohne eine Trainingsverschärfung!

Wichtiges Thema war auch die Einschätzung des richtigen Trainingstempos, die mittels Pulsuhr noch immer das genaueste Ergebnis liefert.

 

Von der Theorie in die Praxis hieß es dann, also raus zur Laufanalyse. Nach dem Aufwärmen wurde von  allen der Laufstil von vorn, hinten, rechts und links per Videokamera festgehalten. Wir waren gespannt, aber man konnte schon jetzt mit seinen neu erworbenen Kenntnissen die sehr unterschiedlichen Laufstile erkennen und bei Einigen auch schon Schwächen feststellen. Die spätere Analyse wird spannend.

 

Dann ging es zum Lauf-ABC. Für Viele ein Aha-Effekt: dass das  Rückwärtslaufen die Krönung des ABC-Trainings ist. So fiel es vielen sichtlich schwer, sich konstant geradeaus rückwärts zu bewegen, ohne den Kopf in Laufrichtung  zu drehen. Ganz schwierig wurde es dann, dies noch mit geschlossenen Augen zu tun. Die Aschenbahn war eben, also eine Stolpergefahr bestand nicht!
Übungen wie Kniehebelauf (Skipping), Anfersen, Seitwärtslauf, Fußgelenkslauf, Seilspringen, Balancieren  waren bekannt, ihre Bedeutung bzgl. Laufstilverbesserung jetzt aber nachvollziehbar.

Die Stunde des Lauf-ABC‘s wurden durch teils amüsante Übungen zu Zweit abgerundet. Der Spaß kam auf keinem Fall zu kurz.

 

Nach der Mittagspause wurden die Laufvideos ausgewertet. Es gab so manche Überraschungen und Erkenntnisse. Zum Lachen gab es auch Einiges. Eine Zeitlupe verrät so manches, was einem so nicht auffällt. Hier bleibe ich aber diskret.

 

Am nächsten Morgen wurden zunächst die Erkenntnisse des  Vortages zusammengefasst. Dann folgte das Thema Ernährung. Zur Einstimmung durfte eine Teilnehmerin mal eine Trainingslaufweste mit 3 kg Zusatzgewicht joggend ausprobieren und anschließend dann den Effekt ohne dieses Gewicht erleben. Will heißen, weniger Gewicht bedeutet weniger Last und damit Leistungssteigerung. Die Ernährungstipps waren vielfältig, hier nur ein paar Schlagworte: Vollkorn ist  nicht gleich Vollkorn, abends keine Kohlenhydrate, besser Kauen heißt weniger essen, Wasser ist nicht gleich Wasser, morgen ein Glas abgekochtes lauwarmes Wasser wirkt Wunder, Leinöl als Omega-3-Quelle, … Man muss nun nicht zum Veganer werden und dem Essensgenuss adé sagen, aber dies oder das kann man sich ja aus dem Gesagten herauspicken.

 

Sehr ausführlich wurde das noch jung erforschte Thema der „Faszien“ erläutert. Wissenschaftlich wird das Gebiet erst seit wenigen Jahren bearbeitet. Diesem Bindehautgewebe wurde vorher wenig Bedeutung zugemessen. Nun, für die Beweglichkeit, Haltung und für allseits bekannte Probleme wie „ich habe Rücken“ spielen die Faszien offenbar eine bisher unterschätzte Rolle.

 

Dann ging es wieder an die frische Luft. Funktionales Training war auf dem Plan. Den meisten Teilnehmern wurde bald sehr schnell bewusst, dass und wo sie Defizite haben. Nur mit einer Matte oder Handtuch als Unterlage und seinem eigenen Körpergewicht lassen sich alle Muskeln stärken. Sowohl die in den Fitnessstudios üblicherweise bewusst trainierbaren Muskeln als auch die motorischen, die dynamisch  und die statisch trainierbaren Muskeln wurden in den Übungen angesprochen. Es bedarf also keiner großen Gerätschaft, um etwas für seine Muskelstärkung zu tun. Der Vorteil des funktionalen Trainings liegt in der  natürliche Belastung mehrerer Muskeln. Ein paar einfache Geräte, die viel Spielraum dem Leistungsstand entsprechendes Training ermöglichen, wurden vorgestellt und ausprobiert (z. B. das Schlingentraining). Übungen zur Dehnung der Faszien schlossen den praktischen Teil ab.

 

Als Ausklang gab es ein gemeinsamen Mittagessen. Ich war sehr zufrieden und von den anderen Teilnehmern hörte ich gleichfalls nur Positives.

 

Wichtig für alle Teilnehmer war der Hinweis:
... es ist nicht notwendig, alles umzusetzen, sondern für sich etwas aus den Bereichen herauszusuchen.  Und genau das sollte unbedingt in den nächsten 72 Stunden umgesetzt werden!

 

Norbert Eichstädt                                                                         zur Bildergalerie                

 

Faszien

 

Quarks & Co, Faszien